Katzen richtig streicheln (Studie)

Bringe deine Katze dazu, immer öfter und länger mit dir zu schmusen und nutze die Power der Wissenschaft dazu.

Das solltest du wissen:

Katzen sind noch wild

Aber wir knuddeln doch schon seit tausenden von Jahren mit Katzen. Wie können die da noch wild sein?

Wir haben zwar schon „ewig“ mit Katzen zu tun, aber sie wurden Jahrtausende lang bloß als Mäuse-Fänger und Schädlingsbekämpfer gesehen und behandelt.

Dass wir auch mit ihnen schmusen und sozial interagieren ist erst 4.000 Jahre so, was eher eine kurze Zeit ist, was das angeht.

Auch zeigt eine Studie von 2014, dass domestizierte Katzen genetisch nur geringfügig von ihren wilden Vorfahren abweichen, da sie weiterhin obligatorisch Fleischfresser sind und bestimmte biochemische Stoffe nicht entwickeln konnten.

wild

Wilde Katzen sind aber meist Einzelgänger und verwenden einen großen Teil ihrer Energie dafür, sich aus dem Weg zu gehen (mittels visueller und chemischer Kommunikation).

So kommt es, dass viele Katzen immer noch sehr empfindlich auf Streicheleinheiten reagieren.

Dagegen fühlt sich der Mensch hingezogen zu allem, was infantil aussieht (klein und weich ist und große Augen, eine große Stirn, kleine Nase und runde Ohren hat), wie eine Studie von 2012 bestätigt.

süß

Diese entgegen gesetzten Einstellungen von Mensch und Katze können auf jeden Fall zu Stress führen.

Die 2. – 7. Woche zählt

Eine Studie, die über 30 Jahre Forschung zur Mensch-Katze-Beziehung auswertet, kommt zu dem Schluss, dass Katzen nur zwischen der 2. und 7. Woche lernen können, Freude an der Interaktion mit Menschen zu empfinden.

Wenn du in dieser Zeit nicht dabei warst und das sicher gestellt hast, kann es natürlich sein, dass deine Katze das nie gelernt hat. Für sie ist dann Streicheln = Stress.

Streicheln = Stress

2013 hat eine Studie viel Aufsehen und Erstaunen unter Katzenbesitzern und -freunden ausgelöst: Streicheln ist purer Stress für Katzen.

Stress

Untersucht wurden Katzen aus Ein-Katzen-, Zwei-Katzen- und aus Mehr-Katzen-Haushalten u. a. mit folgenden Ergebnissen:

  • Katzen aus allen drei Gruppen waren gleich viel gestresst – es scheint also keine Rolle zu spielen, ob eine Katze allein mit einem Menschen lebt oder mit einer anderen Katze oder mit vielen anderen Katzen zusammen.
  • Jüngere Katzen waren weniger gestresst – der Stress-Level scheint also mit steigendem Alter ebenfalls zu steigen.
  • Katzen, die Streicheln „über sich haben ergehen lassen“, auch wenn sie total entspannt dabei aussahen, waren viel gestresster als Katzen, die ihren Frust durch Fauchen, Kratzen, Ablehnung usw. GEZEIGT haben.
  • Die Umgebung spielt tatsächlich eine wichtige Rolle, so z. B. die Beziehung zum und der Umgang des Menschen mit der Katze oder auch die Verfügbarkeit von Ressourcen wie Nahrung.

Wie dem auch sei: Die untersuchten Katzen wurde nicht danach eingeteilt, ob sie in der 2. bis 7. Woche die entsprechende Erziehung genossen haben oder nicht.

Zudem wurden bloß die Glukokortikoid-Metabolit-Werte im Kot der Katze untersucht. Das gilt zwar in der gesamten Zoologie als guter Indikator für Stress, ist aber eben nur ein einziger untersuchter Indikator.

Daher sind die folgenden Erkenntnisse für Katzenfreunde total wertvoll:

Katzen richtig streicheln

Lass sie kommen

Eine Studie über die Wissenschaft vom Verhalten der Mensch-Katze-Beziehung fand schon 1991 heraus, dass

  • Je erfolgreicher du deine Katze zur Interaktion bewegst, desto WENIGER Zeit interagiert sie insgesamt mit dir.
  • Je häufiger es dagegen deine Katze schafft, dich dazu zu kriegen, mit ihr zu interagieren, desto MEHR Zeit interagiert sie insgesamt mit dir.
  • Die Bereitschaft, auf Anstöße zur Interaktion zu reagieren, spiegelt sich zwischen euch: Je bereiter du wirst, desto bereiter wird sie; und je bereiter sie wird, desto bereiter wirst du.

Fazit: 1. Lasse immer deine Katze die Interaktion starten (starte sie nicht selbst) und 2. wenn sie dich schon zur Interaktion auffordert, dann reagiere auch!

Katze initiiert Interaktion

Weniger ist mehr

Was Berührungen angeht, ist weniger oft mehr.

Das ist nicht nur wissenschaftliche Tatsache und Richtlinie für Tierärzte, sondern auch bei ganz normalen zwischenmenschlichen Begegnungen so.

zu nah?

Gesicht ja – Rest nein

Unfassbar: Eine Studie von 2015 beweist, wo, wie und von wem Katzen am liebsten gestreichelt werden 🙂

  • Je vertrauter die Katze mit dem Streichler bzw. der Art zu Streicheln, desto positiver reagiert sie.
  • Die Reihenfolge der berührten Körper-Regionen spielt keine Rolle.
  • Katzen reagieren schlecht auf Berührungen in der kaudalen Region – bei Menschen alles zwischen Brust- und Gesäßhöhe (egal ob vorne, Seite oder hinten) – bei Katzen alles ab der Hälfte des Körpers bis nach hinten zur Schwanzspitze.
  • Katzen reagieren ganz besonders schlecht auf Berührungen in der super-kaudalen Region (da, wo Schwanz auf Körper trifft)
  • Katzen reagieren eher positiv auf Berührungen der Gesichtsdrüsen, z. B. unterm Kinn, an den Wangen oder hinter den Ohren (unten)
Gesicht = gut | Kaudal = schlecht | Super-kaudal = super schlecht

Zusammenfassung

  • Erwachsene Katzen mögen von Natur aus keine Berührungen. Es sind noch nicht genügend Jahrtausende für eine vollständige Gewöhnung vergangen.
  • Katzen, die es zwischen der 2. und 7. Woche gelernt haben, können positiv auf Streicheln reagieren, andere sind gestresst – auch wenn sie relaxed dabei aussehen.
  • Auch wenn es schwierig für Menschen ist, sich zurück zu halten, wenn sie etwas Süßes sehen, sollten sie die Katze den ersten Schritt (Aufforderung zur zur Interaktion) machen lassen und auch darauf reagieren.
  • Berühren (und still halten) ist besser als Streicheln.
  • Katzen reagieren häufig negativ auf Berührungen des kaudalen Bereichs, insbesondere des super-kaudalen.
  • Katzen reagieren häufig gut auf Streicheln der Gesichtsdrüsen.

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