Nachdem Lisa in ihre erste eigene Wohnung gezogen ist, entschied sie sich, eine Katze zu adoptieren. Ihre Wahl fiel auf eine junge, erwachsene, getigerte Katze, die bereits seit einigen Monaten im Tierheim auf sie gewartet hatte, und nannte sie Fipsi. Fipsi lebte im Tierheim mit mehreren anderen Katzen zusammen, manche waren freundlich, andere nicht so sehr. Durch das Zusammenleben mit vielen Katzen musste Fipsi einen ganzen Katalog von instinktiven körperlichen, mimischen und auch stimmlichen Ausdrucksweisen entwickeln, um ihren Mitbewohnern zu zeigen, ob sie sich gerade sicher fühlte, bedroht, ängstlich, glücklich oder sogar aggressiv. All diese natürlichen Arten der Kommunikation waren Fipsi bereits vertraut, als sie bei Lisa einzog. Nun musste Lisa diese Sprache lernen.
Katzen sprechen nicht hündisch!
Anfangs wirkte Fipsi glücklich und neugierig, aber als Lisa ausgelassen mit ihr zu spielen begann, traten ihre natürlichen Instinkte hervor. Lisa interpretierte den hin- und her sausenden Schwanz und den starrenden Blick von Fipsi als Aufforderung zum Spiel und wurde mit einem schmerzhaften Biss in die Hand belohnt.
Viele Katzenliebhaber verstehen die Kommunikation der Katze nicht vollständig. Lisa dachte, dass Fipsis aufgestellter und wedelnder Schwanz eine Aufforderung zum Spielen sei. Im Gegensatz zu Hunden bedeutet dies bei einer Katze allerdings Ärger oder Unruhe. Ähnlich verhält es sich mit den angelegten Ohren. Bei Hunden ist dies sehr oft ein Zeichen der Folgsamkeit oder Unterwerfung, bei einer Katze ist äußerste Vorsicht geboten. Sie legt die Ohren bei Angst und offensiven Angriff an.
Warum „kätzisch“ verstehen?
Mithilfe der Körpersprache, Mimik und Lautäußerungen kann oft die Laune und Absicht der Katze erkannt werden. Dies ist der Schlüssel, um Aggression oder Angst zu verhindern und eine tiefere und liebevollere Beziehung zu deiner Katze aufzubauen. Außerdem hilft es dir zu erkennen, wie deine Katze sich in Bezug auf ihre Umgebung, die Familie und Freunde fühlt. Dafür musst du nur wissen, worauf du achten musst.
Die Schwanzstellung
Der Schwanz ist wohl das ausdrucksstärkste Körperteil der Katze. An der Position, und vor allem auch an der Bewegung, kann man die Stimmung der Katze sehr gut einschätzen.
Einen geraden und hoch aufgerichteten Schwanz zeigt die Katze, wenn sie selbstsicher und glücklich ist. Ein ruhiges, leichtes Schwingen dabei bedeutet, dass sie in spielerischer kontaktfreudiger Laune ist. Wenn der aufgerichtete Schwanz dagegen hin und her peitscht, solltest du besser Abstand halten. Die Katze ist verärgert und wird sich verteidigen oder gar angreifen. Wenn eine Katze ihren Schwanz niedrig und fast zwischen ihren Beinen hält, ist sie eher unglücklich oder unsicher. Beim Anschleichen hält die Katze den Schwanz auch sehr niedrig, dabei zuckt die Schwanzspitze aber unruhig hin und her. Und wenn sie ihren Schwanz um deine Beine schlingt, ist sie glücklich und zufrieden, dass du da bist.
Der Blick ins Gesicht
Es heißt, ein Gesicht lügt nicht. Dies trifft auf Katzen definitiv nicht zu, ihr hübsches Gesicht täuscht oft darüber hinweg, wie es in ihr aussieht.
Für Menschen, die nicht geübt in der „Katzensprache“ sind, ist das Verhalten der Katze oft sehr widersprüchlich zu ihrem Aussehen. So ist eine Katze, die die Augen halb geschlossen hat, entspannt und vertrauensvoll, während ihre weit geöffneten Augen mit großen Pupillen auf Nervosität und Verteidigung hindeuten, wenn du ihr zu nah kommst. Ein bevorstehender Angriff könnte drohen, wenn eine Katze dich anstarrt. Dies ist eine absolute Drohgebärde, die sie auch bei der Jagd zeigt. Und wenn du eine Katze siehst, die mit geöffnetem Mund laut atmet (faucht) und ihre Zähne zeigt, solltest du besser Abstand halten. Es wird ein Angriff folgen!
Körperhaltung
Die Körperhaltung und die Art der Bewegung ist ein wichtiger Indikator, um die Gesinnung der Katze zu erkennen.
Das Anschleichen, eine langsame Fortbewegung in geduckter Haltung, ist raubtierhaft und bedeutet, dass ein, hoffentlich spielerischer, Angriff folgen wird. Wenn die Katze auf der Seite liegt, sitzt oder sich, mit untergezogenen Pfoten, auf dem Bauch ausruht, fühlt sich deine Katze sicher. Ebenso sagt ein gekrümmter Rücken, ohne aufgestelltes Fell, dass sie sich in guter Stimmung befindet. Stellt sie das Fell in dieser Körperhaltung auf (vor allem im Nacken und am Schwanz), ist äußerste Vorsicht geboten. Die Stimmung hat zu Angst und Verteidigung gewechselt. Steht die Katze bewegungslos aufrecht, ist sie über etwas alarmiert und sehr aufmerksam.
Gebückt, fokussierend und angespannt? Sie ist bereit zum Angriff. Sie legt sich auf die Seite, dabei saust ihr Schwanz hin und her? Vorsicht! Dies kann sowohl Spiellaune anzeigen, aber auch, dass sie sich bedroht fühlt. Dies hängt von der Situation ab. Seid ihr mitten im Spiel, könnte es einfach etwas wilder werden, nimmt sie diese Position gegenüber einem Hund oder einer anderen Katze ein, wird wahrscheinlich ein Kampf folgen. Eine liegende Katze kann dir ohne große Anstrengung mit ihren Krallen ernsthafte Verletzungen zufügen, vor allem mit den Hinterläufen.
Hat deine Katze schon einmal ihren Kopf und Körper an dir gerieben? Oder hast du beobachtet, wie sie dies an Möbelstücken tut? Dieses Manöver, obwohl es sehr freundlich aussieht, ist in Wirklichkeit Markierverhalten und sagt: Das gehört mir!
Das Tapsen mit den Vorderpfoten ist ein Überbleibsel aus der Stillzeit. Es bedeutet, dass deine Katze dich für ihre „Mama“ hält – diese Situation solltest du einfach nur genießen!
Die Ohren
Angelegte Ohren bedeuten, dass deine Katze sich durch irgendetwas bedroht fühlt. Stehen die Ohren aufrecht und nach vorn gerichtet, fühlt sie sich glücklich oder ist neugierig. Wenn die Katzenohren in Bewegung sind, ist die Katze unruhig und es könnte ein Schlag zur Verteidigung folgen. Auch während der Jagd zucken die Katzenohren in alle Richtungen, um die Beute mit ihrem guten Gehör aufzuspüren.
Die Stimme
Die Laute deiner Katze erzählen dir eine Menge über ihre Stimmung und ihre Intention. Katzen nutzen das Miauen nur zur Verständigung mit dem Menschen, untereinander wird dies nur zwischen Katzenwelpen und erwachsenen Katzen beobachtet.
Was wollen Katzen uns sagen, wenn sie miauen? Meist ist es einfach ein Ausdruck ihrer guten Laune, aber anhaltendes Miauen bedeutet, dass deine Katze etwas von dir möchte: Essen (meistens), Aufmerksamkeit (häufig nach der Heimkehr), sie möchte nach draußen oder wieder ins Haus (das Entscheiden ist so schwer), oder was die kleinen Prinzen und Prinzessinnen sonst so begehren (wofür hat man schließlich Personal).
Schnurren bedeutet im Normalfall „Ich fühle mich wohl, sicher und zufrieden“. Allerdings schnurrt eine Katze auch, wenn sie verletzt ist, um sich zu beruhigen und die Selbstheilungskräfte in Gang zu setzen. Für mehr Infos über das Schnurren: https://www.katzenwiewir.de/wundersames-katzenschnurren/
Fauchen oder knurren bedeutet eindeutig „Geh weg, lass mich in Ruhe. Ich bin kampfbereit“. Katzen können sehr laut schreien, wenn sie in Streit mit einem Artgenossen geraten oder einen Partner für die Paarung suchen.
Umgang mit Katzen
Hand in Hand mit dem Verstehen der Körpersprache der Katze folgt die Erkenntnis, wann und wie du mit der Katze umgehen solltest. Wann immer es möglich ist, sollte auf die Bedürfnisse des Tieres eingegangen werden. Dies bedeutet, sie nicht anzufassen, auch wenn es noch so verlockend ist, wenn sie es nicht möchte. Auch wenn für die Katze notwendige Aktionen durchgeführt werden müssen (z. B. Bürsten, Medikamentengabe, Wundversorgung), versuche Momente zu erwischen, wo sie den Kontakt nicht meidet sondern ihn bestenfalls sogar sucht. Wenn sie zu dir kommt und dich mit dem Kopf anstupst, ist dies ein klares Signal: „Los, streichel mich“. Nutze diese Momente nicht nur um sie zu streicheln sondern, ganz nebenbei, auch für weniger angenehme Dinge. Wenn sie genug hat und gehen möchte, akzeptiere dies. Wenn du deine Katze bestimmen lässt, wann sie mit dir interagieren möchte, entwickelt sich eine vertrauensvolle Beziehung zwischen euch.
Die Pfoten sind gleichzeitig sehr empfindlich und lebenswichtig für die Katze. Deshalb solltest du auch vorsichtig mit ihnen umgehen. An das Schneiden der Krallen solltest du deine Samtpfote bereits im Welpenalter gewöhnen und in regelmäßigen Abständen wiederholen. Manchmal ist es ratsam eine Pfote nach der anderen zu behandeln und dazwischen ein paar Stunden vergehen zu lassen. Unterstützend sind natürlich verschiedene Kratzmöglichkeiten, an denen sie selbst ihre Krallen stutzen und schärfen kann.
Die meisten Katzen mögen es am Kopf gestreichelt zu werden, doch bitte sei sanft. Der Bauch ist eine sehr spezielle Region und bei den meisten Katzen ein absolutes Tabu. Es kann schmerzhaft für dich werden, deshalb probiere es vorsichtig aus und streichel sie dort nur, wenn sie es wirklich mag.
Vermeide es, den Schwanz deiner Katze zu streicheln, außer vielleicht ganz flüchtig, wenn sie sich an deinen Beinen reibt. Katzen benötigen den Schwanz für das Gleichgewicht beim Balancieren oder Springen und können sehr abwehrend reagieren, wenn er festgehalten wird.
Das Bürsten sollte, besonders bei langhaarigen Katzen, bereits im frühen Lebensalter begonnen werden. Nach ein paar Bürstenstrichen sollte eine Belohnung oder eine Spielsession folgen. Leichte Striche mit der Bürste, kombiniert mit deiner leisen Stimme und ein oder zwei Leckerchen, sollten für Spaß dabei sorgen und das Band zwischen euch stärken. Gleichzeitig kannst du die Gelegenheit nutzen, um einen kurzen Blick in die Ohren und das Mäulchen der Katze zu werfen. Mache dies zu einem Teil des Bürstens, damit deine Katze sich daran gewöhnt. Aber sei vorsichtig, wenn du eine ältere Katze adoptiert hast, die dies nicht kennt. Ihr Vertrauenslevel ist nicht so hoch wie bei einer Katze, die du von klein an hast. Denke daran: Für einen Katzenwelpen bist du „Mutter“, für eine ältere gerettete Katze bist du nur ein „Freund“.
Wenn Besucher kommen, lass diese nicht einfach auf deine Katze losstürmen. Die Katze sollte bestimmen, wann sie den Kontakt aufnehmen möchte. Viele Katzen sind Fremden gegenüber erst einmal sehr zurückhaltend und nur, wenn du dies respektierst kann sie das Vertrauen zu Besuchern lernen. Reiche deinen Gästen bei Interesse an der Katze erst einmal ein Spielzeug, damit sie den Kontakt zu ihr herstellen können. Dann kommt sie bestimmt bald auch für Streicheleinheiten.
Wenn du die Körpersprache der Katze verstehst und sie bestimmen lässt, wann und für wie lange sie mit dir interagieren möchte, wird eure Beziehung auf Liebe und Vertrauen aufgebaut, so dass mit den Jahren eine ganz besondere Partnerschaft entsteht. Du wirst das „Kätzisch“ immer besser verstehen und instinktiv wissen, wann sie zufrieden ist oder wann sie deine Hilfe braucht. Denke daran, deine Katze kommuniziert die ganze Zeit – du musst nur wissen, wie man sie versteht.
Vielen Dank, das hat mir geholfen!
Wow, echt viele interessante Informationen…
Weiter so!