Schaut man Psychologen bei der Arbeit mit verhaltensgestörten Katzen zu, liegt die Lösung ihrer „Fälle“ (oder etwas liebevoller: „Fellchen“) oftmals in den Katzenhaltern selbst. Fast abgedroschen klingt in diesem Zusammenhang die Aussage, das Tier reflektiere die Verhaltensweisen und Stimmungen des Frau- bzw. Herrchens.
Heute wollen wir den psychologischen und biologischen Aspekt dieser Aussage philosophisch diskutieren.
Der psychologische Aspekt
Betrachtet man allein die psychologische Seite, so konnte in vielen Studien nachgewiesen werden, dass die Stimmung eines Menschen, unabhängig von Alter oder kulturellem Hintergrund, tatsächlich von den Stimmungen seiner Mitmenschen in unmittelbarer Umgebung abhängt und beeinflusst wird.
Es zeigt sich auch, dass dieser Effekt abnimmt und schwächer wird, wenn man die Personen in seiner Umgebung nicht näher kennt oder ein Großstadtleben gewohnt ist. Andererseits nimmt der Effekt zu, wenn man sich gut untereinander kennt oder ein dörfliches Leben gewohnt ist.
Seien wir mal ehrlich: reine Hauskatzen sind im Regelfall höchstens 10 Personen in ihrer ständigen Umgebung gewohnt, ein ziemlich kleines Dorf wäre das. Zählt man den Besuch dazu, kommt man trotzdem nicht über ein kleines Dorf hinaus. Und dass man sich gut untereinander kennt, versteht sich in diesem Fall von selbst.
Demnach müsste die Abhängigkeit reiner Hauskatzen von den Stimmungen seiner Familienmitglieder enorm groß sein. Freigänger-Katzen müssten demgegenüber etwas „abgehärteter“ sein. Fraglich ist jedoch, ob der menschliche Bekanntenkreis der Freigänger-Katze wiederum groß genug ist, um die Abhängigkeit nennenswert zu reduzieren.
Manche behaupten sogar, diese Abhängigkeit sei so enorm groß, dass sie die Erklärung dafür liefere, dass Katzen von Krebspatienten weitaus häufiger an Krebs erkranken als Katzen von Menschen ohne Krebs.
Abgesehen von der statistischen Erfassung dieses eher medizinischen Aspekts wirst du aus deiner eigenen Erfahrung und Beobachtung heraus sicherlich auch zu dem Schluss kommen, dass manche der Haustiere, die du in deinem Leben kennengelernt hast, dir gegenüber echte Sensibilität, Aufmerksamkeit und Sympathie zeigen oder gezeigt haben. Hundebesitzer zum Beispiel erinnern sich gerne an herzerwärmende Versuche ihres Vierbeiners, sie in emotional schwierigen Situationen wieder aufzuheitern.
Der biologische Aspekt
Bei Versuchen, den psychologischen Aspekt auf andere Tiere zu übertragen, konnte dasselbe Phänomen beobachtet werden, allerdings nur bei Tieren, deren Gehirn die hierfür notwendigen Strukturen aufweist.
Erst vor kurzem wurde entdeckt, dass Hunde doppelt so viel Hirn haben wie Katzen und daraufhin (wahrscheinlich von Hunden) behauptet, sie seien auch doppelt so klug. Schaut man genauer hin, wurde entdeckt, dass Hunde doppelt so viel graue Substanz im Hirn haben, nicht aber weiße.
Ohne zu tief in Details zu gehen, kommt man bei einem Vergleich zwischen dem Gehirn einer Katze und dem eines Hundes zu dem Schluss, dass verschiedene Gehirnareale bei Katzen weitaus besser ausgeprägt sind als bei ihrem „Rivalen der Liebe“, dem Hund. Gute Beispiele sind hier 1. das für Triebverhalten und Emotionen verantwortliche limbische System und – noch wichtiger – 2. der für das Kurzzeitgedächtnis verantwortliche Frontallappen.
Eine genauere Betrachtung des Kurzzeitgedächtnisses ist so wichtig, weil seine Kapazität Aufschluss über die Gedächtnisspanne und die Geschwindigkeit, mit der Informationen verarbeitet werden, gibt. Diese Speicherkapazität gilt als DAS Maß bei Intelligenzunterschieden.
Nun, entgegen des Ratschlages, man solle mit einer Katze nach einer von ihr begangenen Missetat möglichst zeitnah (innerhalb von 3 Minuten) schimpfen, konnte bei Katzen eine Gedächtnisspanne von 1.800 Sekunden (30 Minuten) und bei manchen Katzen sogar bis zu 1 Stunde nachgewiesen werden, was durchaus vergleichbar mit der menschlichen Leistungsfähigkeit diesbezüglich ist. Der Hund kommt hier LEIDER 😉 nur auf 1 bis 3 Minütchen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass Katzen sich auf die geschickte Jagd spezialisiert haben und in der Lage sein müssen, das wahrscheinliche Verhalten anderer Tiere zu prognostizieren, sie in listige Fallen zu locken.
Das philosophische Dilemma
Man mag argumentieren, dass die oben erwähnte Abhängigkeit von den Stimmungen seiner Umgebung nicht für jedermann gelte und sogar eine Geistesstörung sei.
Tatsächlich haben allerlei Philosophen darauf hingewiesen, dass jede Form von Abhängigkeit zu Leid führe. Ganze Strömungen haben zum Ziel, dich unabhängiger zu machen. Man mag bloß erahnen, wie sich die Betrachtung verschiedener Emotionen anfühlt, wenn man auf einem extrem hohen Niveau nicht mehr von ihnen abhängt und von Mitmenschen wahrscheinlich so wahrgenommen wird, als wäre man zu keinerlei Form der Em- oder Sympathie mehr fähig.
Andererseits wird fehlende Empathie hierzulande als Geisteskrankheit diagnostiziert. Ein echtes philosophisches Dilemma.
Fazit
Sei es drum, noch nie wurde eine Katze auf der gezielten Suche nach höheren Sphären des Bewusstseins erwischt und solange es noch üblich ist, die Stimmungen seiner Umgebung auf sich wirken zu lassen, steht für das Katzenwiewir-Team fest:
In Kulturen, die das Zusammenleben mit Katzen lieben, entwickelte sich im Laufe der Zeit eine zunehmende, positive Abhängigkeit der Stimmungen untereinander, die bei Katzen – aufgrund ihrer neurobiologischen Ausstattung – besonders komplex und ausgeprägt ist.
Von einer Symbiose kann man allerdings erst dann sprechen, wenn es sich um ein Zusammenleben zu beiderseitigem Vorteil handelt.
Du weißt ja bereits, wie gut es sich anfühlt, wenn deine „Maus“ auf dem Schoß Platz nimmt und dich voller Inbrunst und guter Absichten so richtig schön durchschnurrt.
Keine Wirkung? Dann bist du entweder ein Übermensch oder ein Fall für die Psychiatrie. In diesem Fall bedenke: deine Katze ist keins von beidem! Sorge also unabhängig von deiner Geisteshaltung jeden Tag für GOOD VIBRATIONS im Haushalt.
Viel Erfolg dabei und unseren allerliebsten Gruß
p. s.: Dies soll ein philosophischer Schubs sein, den ihr in den Kommentaren weiter diskutieren könnt. Kommentieren erwünscht!