Auweia

Geh da besser nicht rein.

Warum denn nicht?

Lucky hat wieder einen Wutanfall.

Echt?

Ja, die hat schon Schaum vorm Mund!

(überlegt kurz): Muss ich sehen!

Oh nein! Warte! (huscht schnell auf einen sicheren Aussichtsposten) Hätte ich bloß meine Klappe gehalten!

(nähert sich langsam dem schmalen Türspalt): Ui Ui Ui! Das ist DIE Gelegenheit, Lucky ein paar Manieren beizubringen.

(kneift ein Auge zu und hält die Pfote über das andere, durch die er trotzdem lugt)

Mist. Der Spalt ist zu klein. So kann ich nix sehen. (Schiebt seine Nase vorsichtig nach vorn, um die Tür weiter zu öffnen)

(konzentriert sich so sehr auf die Tür, dass er aus Versehen abrutscht, auf die Futternäpfe knallt und vor Schreck die Flucht ergreift)

(reißt die Augen auf und springt nach vorn)

(fährt mit ihren Krallen – die sie längst bereit gehalten hatte – durch Chocos verwirrtes Gesicht)

(dreht sich noch im Sprung um und rennt zurück, an Ginger vorbei, der immer noch nicht losgekommen ist, weil seine Beine am Boden durchdrehen)

(stürzt sich voller Wut darüber, dass Choco ihr entkommen ist, auf das nächste Ziel)

HIIIILFE !!! HIIIIIIIIIIILFE !!!!!

(rennt im Galopp eine Schleife über das Sofa und den Kratzbaum zurück zu Ginger, stößt seinen großen Kampfschrei empor und springt in das Gemenge)

(schreit kurz auf und faucht, gibt sich geschlagen und zieht sich grummeln auf den Kühlschrank zurück)

(spuckt ein Haarbüschel von Lucky aus und versucht seinen Schwanz zu beruhigen, der sich auf mindestens die zehnfache Größe aufgeplustert hat): Pfh, pfh, pä! Was ist denn mit DER los?

(fiepst außer Atem): Du dämlicher Ozelot! Hast du zu viel Mäuse-Futter gegessen? Mit Lucky … IST … NICHT … ZU SPAßEN!!!

Ist dir aufgefallen, dass sie humpelt?

Das wollte ich dir doch erzählen! Aber nein! „Muss ich sehen“ Kannst wieder nichts abwarten und jetzt haben wir den Salat!

Das heißt, du wusstest, dass Lucky humpelt?

Ja, verflixt noch eins!

Warum hast du mir nichts gesagt?

(fängt mit Schnapp-Atmung an)

Relax, Bro! Ich mach nur Spaß. Komm, wir gehen lieber mal nach Lucky sehen.

(setzt sich hin, lässt die Zunge aus dem Mund hängen und fängt zu würgen an)

Hey, alles klar, Kumpel?

(würg) … MeineHHH … (würg) … Nerven … (würg) … (plopp: Haar-Knäuel in Soße auf Teppich)

So. Komm jetzt!

(rafft sich auf und geht mit)

Hey Lucky, Waffenruhe. Erzähl mal, was ist lost mit dir?

(faucht): HAUTAB!

Los jetzt! Erzähl! Sonst komm ich dir da rauf!

(heult auf): Mein BEIN tut so weh!

Bist du gestürzt oder was?

(setzt sich neben Choco): Lass mal gut sein, Choco. Lucky hat eine artige Hose. Hat Mama gesagt. Und das tut furchtbar weh.

Artige Hose? Klingt eher wie etwas Gutes, finde ich, oder?

(wimmert): Das heißt Arthrose, ihr drei-schwänzigen, rücksichtslosen Ungeheuer!

Kann man denn nichts gegen die Rose machen, äh, ich meinte Ark-Rose?

Arthrose heiß das, Choco, Arthrose. Und Mama macht ja schon etwas dagegen. Aber an manchen Tagen ist es eben schlimmer und an anderen wieder besser, stimmt doch, oder Lucky?

(nickt mit schmerz-verzogenem Gesicht und rollt sich, damit Choco ihre Qual nicht sehen kann, mit dem Rücken zu ihm ein)

(denkt lange nach)

Was ist los? Du sagst ja gar nichts, Choco. Muss ich jetzt Angst bekommen?

Ich dachte ja nur…

Was?

Naja…

Was denn?

Es fällt mir schwer, darüber zu reden.

Ich werde es Lucky bestimmt nicht sagen.

Mama und Papa auch nicht?

Ehren-Pfote!

(leise, nah an Gingers Ohr): Na gut, also ich dachte mir… dass Lucky… also wenn Lucky doch so viel Schmerzen hat… naja… dann kann man ja nicht gut drauf sein… also… vielleicht ist Lucky ja doch nicht… so… naja… gemein halt… Wie ich dachte…

(versteht schon, bohrt aber tiefer): Heißt?

(noch leiser): Naja, vielleicht bin ich doch manchmal zu gemein zu Lucky… (etwas lauter): Aber nur manchmal!… (wieder leiser): Vielleicht sollte ich auch erstmal schauen, wie es ihr geht, bevor ich gemein zu ihr bin… naja…

(legt Choco eine Pfote auf die Schulter und kneift langsam nickend die Augen zu)

(, die die besten Ohren von allen dreien hat, hat alles mit angehört und – während ein Tränchen auf ihrer felligen Wange zerlief – gar nicht so richtig mitbekommen, wie Chocos tröstenden Worte ihre Schmerzen langsam in den Hintergrund drängten)

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