Viele Katzenbesitzer kennen das. Deine Katze schmiegt sich an dich und du streckst deine Hand aus, um sie zu streicheln. Sie schnurrt und genießt die Streicheleinheiten – doch plötzlich beißt sie zu.
Was ist passiert?
Die Schnurrhaare der Katze sind hochempfindlich. Deshalb sind Katzenliebhaber sehr vorsichtig und sanft, wenn sie das Gesicht ihrer Katze streicheln. Was viele aber nicht wissen ist, dass eine Katze zwar die meisten und längsten Schnurrhaare um das Mäulchen hat, sich diese aber über den ganzen Katzenkörper ausbreiten. Sie befinden sich an ihren Pfoten, ihrem Köpfchen und auch auf ihrem Rücken. Sie sind kürzer und dünner als die Schnurrhaare im Gesicht und man sieht sie deshalb nicht so leicht, aber wenn du genau hinsiehst, findest du sie.
Es gibt Menschen, die sehr kitzelig sind und andere, die nicht zucken, wenn man die bekanntlich kitzeligen Stellen berührt. Bei manchen Katzen verhält es sich mit den Schnurrhaaren ganz ähnlich – sie sind hochsensibel.
Stell dir einmal vor, jemand den du sehr gerne hast, hört nicht auf, dich zu kitzeln. Du wirst alles versuchen, um ihm zu verstehen zu geben, dass er aufhören soll. Nun stell dir vor, dass er deine Sprache nicht versteht und deshalb einfach nicht aufhört. Du wirst versuchen diese Person weg zu stoßen – und, wenn dies nicht funktioniert, auch schlagen oder beißen. Die weniger kitzeligen Katzen sind eher die Ausnahme als die Regel. Diese Katzen kannst du mit beiden Händen streicheln und sie lieben es sogar, wenn du ihren Bauch streichelst. Katzen, die extrem kitzelig sind, sind aber auch die Ausnahme. Die meisten Katzen haben die eine oder andere kitzelige Stelle, lieben es aber gestreichelt zu werden. Einen Hund kannst du den ganzen Tag lang streicheln. Er beschwert sich höchstens, wenn du damit aufhörst. Katzen – vor allem die hochsensiblen – haben einen Grenzbereich. Außerdem musst du verstehen, wie sie ticken, um ihr Verhalten zu korrigieren. Ein Hund ändert sein Verhalten, um dem Menschen zu gefallen. Im Gegensatz dazu muss man eine Katze „überzeugen“ ihr Verhalten zu ändern. Ein weiterer großer Unterschied zwischen Hund und Katze ist, dass Strafen bei einer Katze nicht funktionieren.
Die Kommunikation der Katze
Deine Katze gibt dir in ihrer „Sprache“ zu verstehen, wenn sie durch das Streicheln überstimuliert wird. Du musst ihre „Sprache“ einfach nur verstehen.Das offensichtlichste Zeichen ist der Schwanz. Hunde wedeln mit dem Schwanz, wenn sie glücklich sind. Katzen zucken bei Freude nur mit der Schwanzspitze. Wenn der komplette Schwanz vor uns zurück schwingt, ist äußerste Vorsicht geboten. Ein weiteres Zeichen sind die Augen der Katze. Eine zufriedene, entspannte Katze hat enge Pupillen und die Augen sind meist halb geschlossen. Wenn sie die Augen ganz öffnet und die Pupillen sich vergrößern, hat sie genug Stimulation. Beobachte auch das Fell am Rücken und im Nacken deiner Katze. Sie sagt dir, dass sie genug hat, wenn sie das Fell dort aufstellt. Lass deine Katze bei diesen Anzeichen in Ruhe. Sollte sie auf deinem Schoß liegen, höre auf sie zu streicheln.
Vermeide es, den kompletten Körper der Katze zu streicheln. Stattdessen konzentriere dich auf den Kopf, die Seiten des Gesichts und ihren Nacken. Bei den meisten Katzen steigt die Empfindlichkeit je näher du in Richtung ihres Schwanzes kommst. Außerdem ist es für sie schwieriger dich zu beißen, wenn deine Hand an ihrem Nacken ist statt an ihrem Rücken oder Bauch.
Streichelaggression verhindern
Nun weißt du, wie du dein Verhalten ändern musst, jetzt ist es nur noch ein kleiner Schritt, auch das Verhalten deiner Katze zu verändern.
Sobald deine Katze dir anzeigt, dass sie genug gestreichelt wurde, zieh deine Hände sofort zurück. Schicke sie auf den Boden, aber vermeide, sie dabei zu berühren. Steh langsam auf und lass sie von deinem Schoß rutschen. Dann gibt ihr ein Leckerchen zur Belohnung. Sollte sie trotzdem beißen und schlagen, ziehe deine Hände langsam und vorsichtig aus der Umklammerung und geh einfach weg. Ignoriere deine Katze komplett. Schubse deine Katze nicht weg, schimpfe nicht mit ihr, stelle keinen Augenkontakt her – lass sie einfach links liegen. Vor allen Dingen benutze keine Sprühflasche mit Wasser oder stupse sie auf die Nase. Diese Techniken wirken bei Aggression überhaupt nicht, sondern bewirken eher das Gegenteil.
Sei nicht erstaunt, wenn deine Katze sehr schnell zu dir zurück kommt. Katzen erholen sich sehr schnell und besonders die Übersensiblen unter ihnen möchten den Kontakt zum Menschen selbst herstellen. Lass sie zu dir kommen und beginne wieder von vorn.
Deine Katze braucht ein bisschen Zeit, um zu verstehen, was sie falsch gemacht hat, aber sie wird sehr schnell den Zusammenhang zwischen Beißen und Ignorieren erkennen.
Oft helfen auch Pheromon-Sprays wie Feliway oder auch Bachblüten, um eine beruhigende Atmosphäre zu schaffen.
Die Persönlichkeit respektieren
Eine übersensible Katze setzt sich zu dir, reibt ihren Kopf an deiner Hand – sei dankbar. Sie gehört einfach nicht zu den Katzen, die auf dem Arm getragen oder intensiv gestreichelt werden wollen. Sie wird dir all ihre Liebe geben, wenn du ihre Persönlichkeit respektierst.