Falls du jetzt denkst, deine Katze wird dich deshalb weniger ignorieren, denk nochmal.
Extrem gut trainierte Hunde können hunderte von Wörtern und menschlichen Gesten unterscheiden. Dazu gibt es auch schon etliche Studien. Wie sieht das bei Katzen aus?
Gestern (4. April 2019) ist zum ersten Mal eine experimentelle Studie hierzu in Bezug auf Katzen erschienen: Domestizierte Katzen (Felis catus) unterscheiden ihre Namen von anderen Worten, Sophia Universität, Tokyo.
Vier Experimente
In vier Experimenten mit jeweils 16 bis 34 Katzen aus Privathaushalten und Katzen-Cafes wurde untersucht, wie die Katzen auf ihren Namen im Vergleich zu verschiedenen Wörtern gleicher Länge und Akzentuierung und verschiedenen Katzennamen von anwesenden Katzen reagieren.
Ergebnis
- Mehr als die Hälfte aller Katzen bewegte den Kopf oder die Ohren
- Jede zehnte Katze machte einen Laut und bewegte den Schwanz
- Es spielte keine Rolle, welche Wörter vorgetragen werden
- Es spielte keine Rolle, von wem sie vorgetragen werden
Atsuko Saito von der Sophia Universität in Tokio sagt, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass Katzen unseren Wörtern tatsächlich eine Bedeutung beimessen, nicht einmal ihren eigenen Namen.
Stattdessen sind die Namen mit Erlebnissen wie Essen, Spielen oder Tierarzt verbunden und konditioniert.
Unsere Gedanken
Tja, Katzen eben.
Hunde werden ja extra dafür trainiert, Worten zu gehorchen. Außerdem sind sie gerne draußen und haben kein Problem mit Menschenmengen.
Das sieht bei einem Haufen Katzen im Labor schon anders aus.
Für uns liest sich die Studie jedenfalls so: Fast die Hälfte aller Katzenbesitzer schenkt seiner Katze keine Aufmerksamkeit oder nur das Mindestmaß, sonst hätten ja wohl alle Katzen reagiert 😉
Katzen achten auf dich, was du sagst, was du tust und sie lernen daraus
Monique Udell, Oregon State University
Und selbst unter Hunden findet man bestimmt auch mal einen, der keine Lust hat, auf seinen Namen zu reagieren, oder?
Was können Katzen noch?
Bisher wurde wissenschaftlich gezeigt, dass Katzen folgende Dinge können:
- ihr Verhalten an menschliche Emotionen anpassen (Rieger et al, 1999) (Turner et al, 2001)
- die menschliche Auf-etwas-zeigen-Geste zum Finden von Futter nutzen (Miklósi et al, 2005)
- die Stimme ihres Besitzers von einem Fremden unterscheiden (Saito et al, 2013)
- ihr Verhalten an menschliche Gesichtsausdrücke anpassen (Merola et al, 2015)
- den Grad an Aufmerksamkeit erkennen, der ihnen in Futter-Bettel-Situationen geschenkt wird (Ito et al, 2016)
- leicht empfindlich auf die Gefühle ihrer Besitzer reagieren (Galvan & Vonk, 2016)
Sind alle Katzenbesitzer gleich?
Interessant ist, dass keine der bisherigen Studien die Unterschiede in den Besitzern berücksichtigt. Eine Wirkung bei Tieren zu erzielen oder mit ihnen zu kommunizieren ist schließlich eine erlern- und trainierbare Fertigkeit.
Womöglich lebt der Teil der Katzen, die nicht auf ihren Namen reagiert haben, bei Menschen mit geringeren Fertigkeiten dieser Art.
Das ist, als wolle man untersuchen, wie gut ein Pferd springen kann und das Ergebnis „naja, halb gut“ veröffentlicht, aber ohne zu sagen, dass keiner weiß, ob ein Laie oder Profi auf dem Pferd saß.
Was meinst Du?