Nala und das Weihnachtsfest

Hey Lucky und Ginger! Kommt mal her! Unsere Menschen haben hier ganz interessante Taschen aus dem Schrank geholt. Was mag da wohl drin sein? Vielleicht etwas Leckeres?

 Etwas zu essen? Außerhalb der gewohnten Uhrzeit? Ich komme sofort!
 Was macht ihr für einen Lärm? Es ist doch Zeit für das Mittagsschläfchen.
 Oh, da scheint nichts zu essen drin zu sein, aber viele andere interessante Sachen. Da muss ich doch gleich mal schnuppern und probieren kann ja auch nicht schaden. Vielleicht ist ja doch etwas Leckereres dabei.
 Was ist das? Das riecht aber komisch.
 Ach Jungs. Das ist doch die Weihnachtsdekoration. Lichterketten, eine Krippe, Kerzenständer und ganz viel anderer Krimskrams.
 Ich finde es spannend. Schau mal, Papa hat da eine lange Schnur. Damit kann man super spielen.
 Das ist eine Lichterkette und die kommt an das Fenster.
 Super! Komm Ginger, wir helfen Papa beim Aufhängen!
 Ja, sonst schafft Papa das nicht. Was würden die Menschen bloß ohne uns machen.
 Ich packe schon mal die andere Tasche aus. Sonst vergessen Mama und Papa das noch.
 Das ist spannend und macht Spaß. Mama und Papa lassen sich auch immer wieder etwas Schönes für uns einfallen!
 Kennt ihr die Geschichte, warum Menschen jedes Jahr im Dezember ihre Häuser und Wohnungen schmücken?
 Na klar, die Menschen feiern Weihnachten. Obwohl ich eigentlich gar nicht so genau weiß, was das bedeutet.
 Dann kommt mal her und hört zu. Ich erzähle euch die Weihnachtsgeschichte:

Es war einmal vor langer Zeit, als wir Katzen noch in großen Kolonien zusammenlebten, weitab von den Menschen. Es war ein hartes Leben für die Katzen. Sie mussten dem Wetter trotzen, Futter und Unterschlüpfe finden und ihre Katzenkinder ganz allein großziehen. Mit jedem Jahr wurde das Futter knapper, weil die Mäuse immer näher zu den Menschen zogen, um sich in ihren Speisekammern dick und fett zu fressen. Die Katzen aber wollten den Menschen nicht zu nahe kommen, weil sie sehr scheu und ängstlich waren. Es gab zwar immer mal die eine oder andere mutige Katze, die sich tief in der Nacht, wenn der Mond verhangen am Himmel leuchtete, an die Menschensiedlungen herantraute um zu jagen, aber es waren zu wenige, als dass sie für die ganze Kolonie hätten Futter beschaffen können.

Es kam ein sehr langer und kalter Winter. Kein Vogel war mehr in den Bäumen und auch keine Maus huschte mehr über die tiefgefrorene Erde. Die Katzen lagen eng beisammen und wärmten sich gegenseitig so gut sie konnten. Doch die furchtbare Kälte und der große Hunger machte ihnen arg zu schaffen. Die Katzeneltern trauerten um ihre verhungerten und erfrorenen Kinder. Nur ein einziges Katzenpärchen, Maya und Jojo, erwartete noch die Geburt ihrer Kinder. Maya und Jojo waren tiefschwarz, ohne auch nur ein einziges weißes Haar, und hatten leuchtende gelbe Augen, mit denen sie kummervoll in die Zukunft schauten. Sie hatten sich so sehr auf ihre ersten Kinder gefreut, aber nun war ihnen einfach nur kalt und sie hatten so großen Hunger, dass die arme Maya bereits so entkräftet war, dass sie kaum noch aufstehen konnte.

In einer bitterkalten, klaren Winternacht war es dann soweit. Maya und Jojo sollten endlich Eltern werden. Die ganze Katzenkolonie lag um das Pärchen herum und wärmte sie, auch ein bisschen Futter hatten die anderen Tiere extra für Maya aufbewahrt, damit diese für ihre Jungen sorgen konnte. Doch ihr glaubt nicht was dann geschah!

 Was denn? Was denn? Erzähl weiter, Lucky!
 Maya und Jojo bekamen nur ein einziges Baby und ihr werdet es nicht glauben: Dieses Baby war weiß wie der Schnee, der die ganze Welt zu bedecken schien. Sie nannten ihre kleine Tochter Nala, ohne auch nur zu ahnen, dass dieses kleine Wesen einmal die Welt der Katzen und vor allen Dingen die Welt der Menschen total verändern würde.
 Wie denn? Was hat Nala denn getan?
 Nala wuchs zu einer wunderschönen schneeweißen Katze mit den blauesten Augen, die ihr euch vorstellen könnt, heran. Sie war aber nicht nur eine außergewöhnlich schöne Katze, Nala war auch sehr mutig und unerschrocken. Sie traute sich immer näher an die Menschensiedlung heran und kam mit ganz vielen Geschichten von den ungeschickten Zweibeinern zur Kolonie zurück. So erzählte sie, dass die Menschen gar kein Fell haben und deshalb Kleidung tragen müssen. Etwas, was selbst für heutige, moderne Katzen noch immer unglaublich ist.
 Ja, und sie können sich gar nicht richtig waschen….
Naja, jedenfalls war Nala nicht nur mutiger sondern auch viel neugieriger als die anderen Katzen in der Kolonie. Sie schlich sich nachts oft in die Häuser der Menschen und schaute sich dort um. Es war warm in den Häusern der Menschen und es fand sich immer etwas Essbares. Außerdem gab es in manchen Häusern auch kleine Menschen, die niedlich in ihren kleinen Bettchen schliefen. Manchmal legte sich Nala ganz vorsichtig zu so einem kleinen Menschen und kuschelte sich an ihn. Sie mochte den Geruch und die Wärme der Menschen. Die anderen Katzen in der Kolonie lauschten immer wieder gespannt, wenn Nala von ihren Abenteuern bei den Menschen erzählte, aber noch hatte keine von ihnen den Mut Nala zu begleiten.

Als sich Nalas Geburtstag zum dritten Mal jährte, schlich Nala eines Nachts wieder in die Menschensiedlung, als sie ein Haus bemerkte, das etwas abseits von der Siedlung nahe am Waldrand stand. Das kleine, gemütlich wirkende Häuschen war von Tannen umgeben und hatte ein auffällig rotes Dach. Vorsichtig schlich Nala sich immer näher an das Haus heran, sie suchte Schutz unter den Tannen, damit sie nicht entdeckt wurde.

Da! Vor dem Haus bewegte sich etwas! Nala spähte mit ihren blauen Augen in die Dunkelheit. Da lief auf unsicheren Beinchen ein kleiner Mensch vom Haus in Richtung Wald. Nala spürte instinktiv, dass so kleine Menschen nachts nicht allein in den Wald gehen sollten. Dort gibt es große Raubtiere, gegen die sich ein Mensch gar nicht wehren kann. Also folgte sie dem kleinen Jungen auf seinem Weg in den Wald. Plötzlich stieg Nala ein Geruch in die Nase, bei dem sich sofort ihre Nackenhaare aufstellten und ihre Barthaare vibrierten. Das war ein Wolf!

 Oh nein, ein Wolf. Lauf weg, Nala!
Nala´s Instinkt sagte ihr, dass sie sofort verschwinden sollte, aber irgendwie hatte sie Mitleid mit dem kleinen Jungen. Sie konnte ihn doch nicht einfach allein lassen. Also lief sie zu dem Jungen und stellte sich vor seine Füße, so dass er nicht weiter gehen konnte. Der kleine Kerl griff nach ihrem weichen Fell und jauchzte vor Freude. Nala lief in die Richtung des Hauses und hoffte, dass der Junge ihr schnell genug folgen konnte. Plötzlich hörte sie hinter sich ein drohendes Knurren und sah, wie der Wolf zum Sprung auf den kleinen Menschen ansetzte.
 Dem Wolf würde ich meine Krallen und Zähne zeigen! Der hätte keine Chance gegen mich!
Ehe Nala nachdenken konnte, sprang sie dem Wolf mit einem lauten Fauchen und weit ausgefahrenen Krallen entgegen. Der Wolf heulte laut auf, als Nala´s Zähne und Krallen in seine Haut fuhren. Der kleine Junge begann fürchterlich zu weinen und rief laut nach seinem Papa. Zum Glück hatte Nala den Jungen schon fast wieder bis an das Haus geführt, bevor der Wolf angriff. Sein Vater kam aus dem Haus und hatte ein Schießgewehr in der Hand, mit dem er in die Luft schoss. Der Wolf ließ sofort von Nala ab und suchte jaulend das Weite.
 Gut gemacht, Nala!
Die arme Nala konnte nicht fliehen. Der Kampf mit dem Wolf hat sie so viel Kraft gekostet, dass sie kaum aufstehen konnte. Sie würde unter den Tannen erfrieren, wenn ihr niemand half. Nala sah, wie der Vater zu seinem Sohn lief und ihn tröstete. Dann nahm er den kleinen Jungen auf den Arm und ging in Richtung des Hauses. Doch der kleine Junge wehrte sich auf dem Arm seines Vaters und zeigte immer wieder in die Richtung, in der Nala lag. Da drehte der Vater um und kam direkt auf Nala zu und beugte sich langsam zu ihr herunter. Ganz vorsichtig hob er sie auf und trug sie in das kleine Häuschen mit dem roten Dach zwischen den Tannen. Dort bekam Nala eine Schüssel mit Milch und eine leckere Mahlzeit. Sie blieb eine Weile bei den beiden Menschen, die sie fütterten und streichelten. Sie durfte sich am warmen Feuer wärmen und ganz nah an ihrem kleinen Menschenfreund gekuschelt schlafen.

Als Nala wieder kräftig genug war, kehrte sie zur Kolonie zurück und erzählte allen, was sie bei den Menschen erlebt hat. Sie erzählte von dem leckeren Futter, dem warmen Feuer und von den liebevollen Streicheleinheiten der Menschen. Nun waren alle Katzen bereit, auch in die Menschensiedlung zu gehen. Was braucht denn eine Katze mehr als leckeres Futter, ein warmes Plätzchen und liebe Menschen! Seitdem Nala den kleinen Jungen vor dem Wolf gerettet hat, leben Menschen und Katzen zusammen in Gemeinschaft. Zumindest lassen wir die Menschen in diesem Glauben. Wir Katzen haben beschlossen uns dem Menschen anzuschließen, weil dieser ohne uns gar nicht überleben kann, wie Nala bewiesen hat.

 Und deshalb feiern die Menschen Weihnachten?
 Ja, in Gedenken an die tapfere Nala holen sie für ihre Katzen einen Tannenbaum ins Haus und hängen rote Kugeln zum Spielen für uns daran.
 Du bist wirklich eine kluge Katze, Lucky. Ich habe noch nie vorher von Nala und dem Haus mit dem roten Dach gehört. Jetzt weiß ich endlich, warum die Menschen Weihnachten feiern.

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